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Flaubert auf Goethes Spuren: In Italien und im Château des Cœurs
Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
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Seine Verehrung für Goethe hat Gustave Flaubert oft und gern kundgetan, sei es, daß er Zeitgenossen wie Dumas und Victor Hugo grundsätzlich nach ihrem Verständnis des deutschen Dichters beurteilt, sei es, daß er ganz selbstverständlich Goethe neben Homer, Rabelais und Shakespeare stellt, wenn er seine höchsten Vorbilder nennt.1
- Type
- Research Article
- Information
- Copyright
- Copyright © Modern Language Association of America, 1950
References
1 Flaubert, Correspondance (Paris, 1926)—hiernach angeführt als Corr.—II, 313, vii, 69, 237.
2 Valéry, Variété V (Paris, 1945), S. 203. Interessanterweise trennt auch Valéry in Mon Faust (Paris, 1946) die verschiedenen faustischen Themen voneinander, wobei Le Solitaire … zur “féerie dramatique” wird. Unter den größeren Arbeiten behandeln besenders folgende Goethes Einfluß auf Flaubert: A. Coleman, Flaubert's Literary Development in the Light of His ‘Mémoires d'un Fou,’ ‘Novembre,’ and ‘Education sentimentale’ (1845), Elliott Monographs, No. 1 (Baltimore—Paris, 1914); R. Dumesnil, Gustave Flaubert, l'Homme et l'œuvre (Paris, 1932); E. W. Fischer, Etudes sur Flaubert inédit (Leipzig, 1908); P. L. Shanks, Flaubert's Youth (Baltimore, 1927).
3 Souvenirs littéraires (Paris, 1892), I, 219.
4 Gustave Flaubert, Notes de voyage (Paris, 1910), II, 238,241.391
5 M. Du Camp, op. cit., I, 352; Du Camp ist kein sehr glaubwürdiger Berichterstatter, aber ich sehe keinen Grand, hier an seiner Darstellung zu zweifeln.
6 Ibid., Kap. xII.
7 Willa Cather, Not Under Forty (New York, 1936), S. 16. Miss Cather zitiert Mme Franklin Grout, Flauberts Nichte und Vertraute.
8 Im Gegensatz dazu stehen Flauberts Romangestalten, die aile, wie Werther, am Per-sönlichen haf ten und daran scheitern. Wenn Werther sein “Herzchen wie ein krankes Kind” hält, so heißt es von Emma Bovary: “Elle rejetait comme inutile tout ce qui ne contribuait pas à la consommation de son cœur.” Vgl. L. P. Shanks, op. cit., S. 147,187.
9 Jean Canu, Flaubert, Auteur dramatique (Paris, 1946), Kap. II.
10 G. Sand, Œuvres (Paris, 1866-1910), xxx, 432,441-442, und passim.
11 L. Degoumois, Flaubert à l'Ecole de Goethe (Genf, 1925), S. 29-30.
12 Der Salon Klökher änhelt dem der Bankiersgattin Mme Dambreuse in der Education sentimentale (1869). Schon im Château des Cœurs gibt es einen Grafen Cisy. Paul erscheint als ein Vorgänger von Frédéric Moreau, der zwar zu passiv ist und zu sehr an der Wirk-licbkeit haftet, um einer märchenartigen Erlösung teilhaftig zu werden, aber eben auch zu den Erscheinungsformen des faustisch. strebenden Menschen bei Flaubert gehört. In Frédéric Moreau vereinigen sich so Elemente, die von Faust wie von Wilhelm Meister herrühren.
13 Gustave Flaubert, Théâtre (Paris, 1927), S. 185. Da Flauberts gesammelte dramatische Werke, zunächst wenig beachtet und schwer erhältlich, in der Gesamtausgabe erst zwei Jahre nach Degoumois' Arbeit erschienen, erklärt sich dessen Schweigen über Goethes Einfluß auf diesem Gebiet. M. Canu erwähnt des Château des Cœurs nur im Zusammen-hang mit dem genre des kosmischen Theaterstücks im allgemeinen, nicht spezifisch mit Goethe (op. cit., S. 47), vielleicht weil er das Märchenspiel nur innerhalb des orientalischen Interessenkreises bei Flaubert sieht (ibid., S. 50). So muß ihm der Schlusz merkwürdig vorkommen, da dieser eben im Zusammenhang mit dem Schluß des zweiten Faust ver-ständlich wird, besonders mit den Versen 2298, 2300, 2310. Aus diesem Grund muß M. Canu vor einem Rätsel stehen: “On ne comprend pas pourquoi l'héroine précède ainsi le héros dans la gloire” (ibid., S. 60). Der Okzident erklärt hier mehr als der Orient.