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Zum Problem Einer ‘Christlichen Exegese’1
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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Der Begriff ‘christliche Exegese’ ist in mancherlei Hinsicht problematisch, nicht zuletzt deshalb, weil er suggerieren könnte, die wissenschaftliche Disziplin der Exegese sei methodologisch differenzierbar in eine christliche und eine nicht- bzw. unchristliche Spielform. Eine derartige Annahme wird in den folgenden Überlegungen nicht gemacht.
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- Copyright © Cambridge University Press 1980
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1 Überarbeitete Fassung eines Referats, das am SNTS-Metting 1979 (Durham)der Seminargruppe, welche das Thema der ‘christlichen Exeges’ bearbeitete, vorgetragen worden ist.
2 Betrachtet man die (christlich-) exegetische Rezeption solcher Auslegungsmethoden, so fällt auf, daß–selbstverständlicherweise–theoretisch immer wieder betont wird, es gehe nicht um die Übernahme eines materialistischen Unterbau–Überbau-Schemas. Wie weit dies im praktischen Vollzug der Auslegung durchgehalten wird, ist meistens eine andere Frage. Gewisse Sprachregelungen lassen immerhin einige Zweifel aufkommen. Ein Beispiel möge dies erläutern: in einem Aufsatz über den Besitzverzicht der Jesusjünger (‘Wir haben alles verlassen’ [MC. x. 28]. Nachfolge und soziale Entwurzelung in der jüdisch-palästinischen Gesellschaft des I. Jahrhundertsn. Ch.’, N.T. XIX [1977] 161–96Google Scholar) schreibt G. Theißen ausdrücklich, der vorliegende (soziologische) methodische Ansatz gehe davon aus, daß es keine soziale prima causa für geschichtliche Phänomene gebe, sondern nur eine Reihe von Faktoren ökonomischer, ökologischer, politischer und kultureller Art (a.a.O. 162, man beachte die Reihenfolge). Im praktischen Vollzug der Auslegung fallen dann allerdings bemerkenswerte Sätze: Die formale Vergleichbarkeit von Jesusbewegung und Zeloten ‘erklärt sich daraus, daß die Radikalität ihres Ethos hier wie dort Ethos sozial entwurzelter Men schen war’ (a.a.O. 185; die Radikalität wird also funktionalisiert und auf das allgemeine Phänomen der Entwurzelung zurückgeführt). Ein anderes Beispiel: ‘Wenn deviantes Verhalten zur Basis (!) religiöser Erneuerung wird, dürfte es ein charakteristisches Symptom für den Zustand einer Gesellschaft sein’ (a.a.O. 189; hier wird, bedingt durch den methodischen Ansatz, Ursache und Wirkung in charakteristisches Weise eindeuting identifiziert; von der theoretisch angesprochenen Wechselwirkung ist nichts mehr zu verspüren). Vielleicht muß der von Theißen selbst notierte Sachverhalt, daß die Texte zwar über den religiösen Aspekt der Nachfolge sehr viel aussagen, während sie hinsichtlich des sozialen Aspekts spröde sind, doch auch methodologisch ein größeres Gewicht haben als dieser Aufsatz es zuläßt.
Die hier gewählten Beispiele sollen lediglich das oben anvisierte Grundproblem illustrieren; sie sind keinesfalls als prinzipielle Einwände gegen soziologische Textinterpretationen und schon gar nicht gegen den in manchen Punkten erhellenden Aufsatz Theißens zu verstehen.
3 Ebeling, Dazu G., ‘Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode für die protestantische Theologie und Kirche’, in: ders., Wort und Glaube (I) (Tübingen, 3 1967), S. 13 f., 45.Google Scholar
4 Vgl. Joh 1. 14; Hebr 9. 12; Röm 6. 10; Ebeling, a.a.O. (Anm. 3), 14; Dodd, C. H., History and the Gospel (London, 1938), S. 11 ff.Google Scholar, bes. 22 f.
5 Zur Sachorientierung der Hermeneutik vgl. Fuchs, E., Hermeneutik (Bad Cannstatt, 3 1963), S. 103–18Google Scholar; ders., Marburger Hermeneutik (Tübingen, 1968) (HUTh 9), S. 7–11Google Scholar; Ebeling, G., Art. ‘Hermeneutik,’ in: RGG 3 3 Sp. 256–8.Google Scholar
6 Zur Kritik am Historismus siehe Bultmann, R., Geschichte und Eschatologie (Tübingen, 1958), S. 155–63, 169–74Google Scholar; Robinson, J. M., Kerygma und historischer Jesus (Zürich/Stuttgart, 1960)Google Scholar (deutsche Übersetzung von A New Quest of the Historical Jesus, 1959), S. 83–90.
7 Danto, A. C., Analytische Philosophie der Geschichte (Frankfurt a.M. 1974)Google Scholar (deutsche Übersetzung von Analytical Philosophy of History, 1965); Lübbe, H., Geschichtsbegriff und Geschichtsinteresse. Analytik und Pragmatik der Historie (Basel/Stuttgart, 1977).Google Scholar
8 Danto, a.a.O. (Anm. 7), 49 f. Zur hier implizierten Gegenständlichkeit des Vergangenen, die immer wieder in Zweifel gezogen worden ist, vgl. Faber, K.-G., Theorie der Geschichtswissenschaft (München, 1971)Google Scholar (Beck'sche Schwarze Reihe Band 78), S. 24; Gadamer, H.-G., Wahrheit und Methode. Grundzüge einer Philosophischen Hermeneutik (Tübingen, 2 1965), S. 268f.Google Scholar; Bultmann, a.a.O. (Anm. 6), 192–37.
9 Zum Problem vgl. Danto, a.a.O. (Anm. 7), 241–7, der zur Veranschaulichung die Vorstellung eines ‘idealen Chronisten’ einführt, welcher alles, was zu einem bestimmten Zeitpunkt t-1 in der Geschichte und den Köpfen der Menschen geschieht, im Moment des Eintretens schon weiß. Dieser Chronist wäre freilich nicht einmal in der Lage, einfache historische Sätze wie ‘Der dreißigjährige Krieg begann im Jahre 16181 zu bilden (a.a.O. 246). Zur analytischen Einschätzung dieses Denkmodells vgl. Fellmann, F., ‘Das Ende des Laplaceschen Dämons’, in: Geschichte–Ereignis und Erzählung, ed. Koselleck, R./Stempel, W.-D. (München, 1973) (Poetik und Hermeneutik), S. 121f.Google Scholar
10 Zur Analyse dieses Beispiels vgl. Danto, a.a.O. (Anm. 7), 254f.
11 Dieser vordergründig unscheinbare Neuansatz im Blick auf die eigentümliche Aufgabe des Historikers wird von Fellmann als Kopernikanische Wendung in der Geschichtsauffassung bezeichnet. ‘Die qualitative Differenz der Standpunkte äußert sich nicht darin, daß der Historiker mehr weiß, sondern daßer das Geschehen anders sieht, nämlich in seiner Kontingenz’ (Fellmann, a.a.O. [Anm. 9] 132, Hervorhebung von mir).
12 In diesem Zusammenhang macht Danto geltend, daß zugleich mit der (unbestreitbaren) Existenz von Zukunftskontingenzen auch die Existenz von Vergangenheitskontingenzen gegeben ist. Wenn es die ersteren gibt, so muß es auch ‘mit der Sache unvereinbare Beschreibungen (geben), die gewissermaßen über einem gegebenen vergangenen Ereignis schweben, außerstande, definitive semantische Beziehungen zu dem Ereignis herzustellen, solange sich nicht irgendetwas in der Zukunft ereignet’ (Danto, a.a.O. [Anm. 7], 312). Eine vollkommene Erkenntnis der Vergangenheit kann es also grundsätzlich deshalb nicht geben, weil es keine vollkommene Erkenntnis der Zukunft gibt (und also nicht etwa deshalb, weil die Vergangenheit der Beobachtung unzugänglich und nur lückenhaft überliefert ist), vgl. a.a.O. 246, 37, 315. Dies ist auf die Zeitlichkeit der Ereignisse zurückzuführen, die eben darin besteht, daß jedes Ereignis unlösbar verbunden ist mit dem Zeitpunkt, zu welchem es sich ereignet; vgl. a.a.O. 320 (in Auseinandersetzung mit dem logischen Determinismus).
13 Auf die erforderliche Neubewertung des Markusevangeliums hat Pesch, R., Das Markusevangelium I. Teil. Einleitung und Kommentar zu Kap. 1, 1–8, 26 (Freiburg/Basel/Wien, 1976) (HThK II/I), S. 48–54Google Scholar mit dem wünschenswerten Nachdruck hingewiesen.
14 Dieser Ansatz scheint in der neueren exegetischen Diskussion wieder an Boden zu gewinnen. Sozusagen auf die Spitze in der neueren getrieben wird er, wenn R. Pesch in einem Aufsatz zur Entstehung des Auferstehungsglaubens schreibt: ‘Die Entstehung des Glaubens an die Auferstehung Jesu kann… einmal durch das zeitgenössische religiongeschichtliche Material, muß entscheidend aber durch Jesus selbst, sein Wirken, sein Geschick, seinen Tod, seine Person vermittelt sein: Durch den Glauben, den er gestiftet hat’ (‘Zur Entstehung des Glaubens an die Auferstehung Jesu. Ein Vorschlag zur Diskussion’, ThQ CLIII [1973], 226Google Scholar; im Blick auf die zugrundeliegende Axiomatik ist der ganze Aufsatz sehr instruktiv).
15 Immerhin bleibt zu beachten, daß auch Historiker über das Faktische hinausgeht, indem er es im Lichte des Künftigen zur Sprache bringt. Deshalb kann jedfalls der Unterschied zwischen dem historischen und dem theologischen Bezug auf Geschichte nicht mehr in Analogie zum Unterschied von Faktum und Deutung formuliert werden. Die Differenz ist vielmehr selbst auf der Ebene der Deutung anzusiedeln.
16 Das narrative Element im Bereich der Geschichtschreibung ist eben deshalb unentbehrlich, weil es sich bei der Geschichte um ein Geschehen handelt, das wesentlichen Handlungsvorgänge und (nicht-handlungsrationale) Ereignisse umfaßt; dazu Lübbe, a.a.O. (Anm. 7), 73, 74, 75; Danto, a.a.O. (Anm. 7), 392; Fellmann, a.a.O. (Anm. 9), 134: Für die Geschichte ist die Differenz von Erwartung und Erfüllung konstitutiv.
17 Vgl. Lübbe, a.a.O. (Anm. 7), 63; Troeltsch, E., Der Historismus und seine Probleme. Erstes Buch: Das logische Problem der Geschichtsphilosophire. Gesammelte Schriften III (Aalen, 1961) (Neudruck der Ausgabe Tübingen, 1922), S. 51Google Scholar; Faber, a.a.O. (Anm. 8), 68 ff. bes. 86–8; kritisch demgegenüber Acham, K., Analytische Geschichtsphilosophie. Eine kritische Einführung (Freiburg/München, 1974), S. 245 f., 333 fGoogle Scholar. Unter Zufall wird hier das verstanden, was unter keine Handlungsratio zu bringen ist, was durch keine Gesetzmäßigkeit vollständig zu erklären ist, was in keinen allgameinen und höheren Endzweck aufzuheben ist, was schließlich selbst die Erwartungen und Möglichkeiten des Denkens überschreitet. Der Zufall–so verstanden–ist die Bedingung der Möglichkeit historischen Redens überhaupt.
18 Die nomothetischen Denkansätze haben die Tendenz, das Einzelne durch Rückführung auf Allgemeines theoretisch zu reduzieren beziehungsweise kausal zu erklären. ‘Das Verführerische der kausalen Betrachtungsweise ist, daß sie einen dazu führt, zu sagen: “Natürlich, – so mußte es geschehen”. Während man denken sollte: so und auf viele andere Weise kann es geschehen sein’ (Wittgenstein, L., Vermischte Bemerkungen. Eine Auswahl aus dem Nachlaß, ed. von Wright, G. H., Frankfurt, 1977, S. 76)Google Scholar. Die Respektierung des Einzelnen kann– wie die Entwürfe von Danto und Lübbe deutlich zeigen – durchaus auch wissenschaftlich vollzogen werden.
19 Dazu Fellmann, a.a.O. (Anm. 9), 117 (mit Blick auf den existentialistischen Geschichtsbegriff); Bron, B., Das Wunder. Das theologische Wunderverständnis im Horizont des neuzeitlichen Natur- und Geschichtsbegriffs (Göttingen, 1975)Google Scholar (GTA 2), S. 106; Danto, a.a.o. (Anm. 7), 419 f.
20 So Robinson, a.a.O. (Anm. 6), 112, 166–82.
21 Dazu Lübbe, a.a.O. (Anm. 7), 206–8.
22 Vgl. Lübbe, a.a.O. (Anm. 7), 215.
23 Vgl. Bultmann, a.a.O. (Anm. 6), 169 (gegen die historistische Position).
24 ‘Wir können…daran festhalten, daß wir aus der Geschichte etwas lernen können, nämlich zu wissen, wer wir und andere sind’ (Lübbe, a.a.O. [Anm. 7], 213, Hervorhebung von mir). Dies gilt auch dann, wenn die Kritik an der Formel historia magistra vitae ernst genommen wird.
25 Entgegen einem weit verbreiteten theologischen Vorurteil ist festzustellen, daß dies nicht bloß für die synoptische Tradition sondern gerade auch für Paulus gilt. Mit seiner ständigen Betonung des Kreuzestodes Jesu (vgl. z.B. I Kor I. 17, 18–25; 2. 2; Gal 2. 19f., 3.1, 13; Phil 2. 8) bringt Paulus die Identität des geschichtlichen Seins Jesu (die für Paulus in dem Tod am Kreuz zu ihrem klarsten Ausdruck kommt) in die Rede vom kerygmatischen Christus ein. Zum Problem vgl. Stuhlmacher, P., ‘Zur paulinischen Christologie’ Z.Th.K 74 (1977), 454Google Scholar; Käsemann, E., ‘Die Heilsbedeutung des Todes Jesu bei Paulus’, in: ders., Paulinische perspektiven (Tübingen, 1969), S. 67Google Scholar. Schneider, G., Art, σταυρός, κτλ., in ThWNT 7, 575, 6 ff.Google Scholar; Bornkamm, G., ‘Zum Verständinis des Christus-Hymnus Phil 2, 6–11’, in: ders., Studien zu Antike und Urchristentum (Gesammelte Aufsätze II) (München, 1963 (BEvTh 28), S. 177 f.Google Scholar; Bornkamm, G., Paulus (Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz, 3 1976)Google Scholar (Urban Taschenbücher 119), S. 166; Luz, U., ‘Theologia crucis als Mitte der Theologie im Neuen Testament,’ Ev. Th 34 (1974), 117Google Scholar; Kertelge, K., ‘Das Verständnis des Todes Jesu bei Paulus’, in:Der Tod Jesu. Deutungen im Neuen Testament, ed. Kertelge, K. (Freiburg/Basel/Wien, 1976) (Q D 74) S. 124 f.Google Scholar; Schrage, W., ‘Das Verständnis des Todes Jesu Christi im Neuen Testament’ in:Das Kreuz Jesu Christ als Grund des Heils, ed. Viering, F. (Gütersloh, 1967) (STAEKU), S. 60.Google Scholar
26 Vgl. Lübbe, a.a.O. (Anm. 7), 159, 191f., 297 (mit Verweis auf Blumenberg).
27 ‘Die Sprache der Geschichtlichkeit bildet jenes Sagen (…) aus, in welchem einer dem andern die Möglichkeit zumutet und einräumt, sich von der Welt so zu distanzieren, daß alle gerade an der Welt erfahren, was größer ist als diese (Gal. 6, 2ff.).’ Diese Sprache ist insofern die Sprache der Liebe, als Liebe ‘weder nur Gesinnung noch nur Haltung ist, sondern ein Einräumen vor Dasein und vor allem die Treue zu einem Wort, das dem Geliebten gegeben worden ist’ (Fuchs, Hermeneutik [Anm. 5], 174).
28 Dazu vgl. Jüngel, E., Gott als Geheimnis der Welt. Zur Begründung der Theologie des Gekreuzigten im Streit zwischen Theismus und Atheismus (Tübingen, 1977), S. 16–44.Google Scholar
29 Eine weit verbreitete theologische Denkfigur argumentiert, daß es dem Wesen des christlichen Glaubens widerspreche, wenn er sich auf ‘historische Tatsachen’ gründe. Zu dieser Denkfigur vgl. etwa Robinson, a.a.O. (Anm. 6), 58f., 94.: Das ‘Wesen des Glaubens ist die Zurückweisung weltlicher Sicherheit als einer Werkgerechtigkeit’; geschichtliche Vergewisserung sei also ‘Flucht in eine theologische securitas’ (a.a.O. 95). Dieselben Vorbehalte macht auch Bultmann, R., Das Verhältnis der urchristlichen Christusbotschaft zum historischen Jesus (SHAW.PH 1960/1963), S. 10–14Google Scholar. Dieselbe Denkfigur begegnet neuerdings wieder bei Hartlich, Chr., ‘Historisch-kritische Methode in ihrer Anwendung auf Geschehnisaussagen der HI. Schrift,’ ZThK. 75 (1978), 483.Google Scholar
30 Besonders augenfällig ist dies, wenn Markus in Mk I. 1 das folgende Evangelienbuch mit άρχή το εύαγγελίου '|ησο χρΙσΤο überschreibt. Das vom irdischen Jesus verkündigte Evangelium Gottes (vgl. I. 14!) gehört unauflöslich zur άρχή jenes Evangeliums, dessen Inhalt nunmehr Jesus Christus ist; vgl. Arnold, G., ‘Mk I. I und Eröffnungswendungen in griechischen und lateinischen Schriften,’ Z.N.W. 68 (1977), 123–7Google Scholar; Feuillet, A., ‘Le “commencement” de l'économie chrétienne d'après He II. 3–4; Mc I. I et Ac I. 1–2,’ N.T.S. 24 (1978), 163–74Google Scholar, bes. 166–9; Gnilka, J., Das Evangelium nach Markus 1 (Zürich, 1978) (EKK II/1), S. 42f., 65f.Google Scholar
31 Dazu vgl. Leroy, H., ‘Jesus von Nazareth-Sohn Gottes. Zur Verkündigung des Apostels Paulus und der Evangelien,’ Th. Q. 154 (1974), 232–49.Google Scholar
32 Zur Problematik des gnostischen (Miß-) Verständnisses und seiner Abwehr durch den Rückgriff auf die geschichtliche Identität Jesu vgl. Schweizer, E., ‘Die theologische Leistung des Markus’, in: ders., Beiträge zur Theologie des Neuen Testaments (Zürich, 1970), S. 21–4Google Scholar (für Mk); sowie Käsemann, a.a.O. (Anm. 25, Heilsbedeutung), 103; Eichholz, G., Die Theologie des Paulus im Umriβ. (Neukirchen-Vluyn, 2 1977), S. 152Google Scholar; Schweizer, E., ‘Ökumene im Neuen Testament: Der Glaube an den Sohn Gottes’, in: ders., Beiträge (s. diese Anm., oben), S. 105Google Scholar; E. Käsemann, ‘Kritische Analyse von Phil. 2. 5–11, in: ders., Exegetische Versuche und Besinnungen I (Göttingen, 1960), S. 92f.Google Scholar (für Phil 2.8).
33 Zum Problem des historischen Bezugs, welchen das Schriftzitat in Gal 3. 13 vornimmt, vgl. die Tempelrolle von Qumran, Kol. 64. 8f. (dazu Maier, J., Die Tempelrolle vom Toten Meer (München/Basel, 1978) [UTB 829], S. 64, 124f.Google Scholar). Zum Verständnis von Gal 3. 13 vgl. ferner Kertelge, a.a.O. (Anm. 25), 129; Kuhn, H.-W., ‘Jesus als Gekreuzigter in der frühchristlichen Verkündigung bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts,’ Z.Th.K. 72 (1975), 33–5Google Scholar; Mußner, F., Der Galaterbrief (Freiburg/Basel/Wien, 1974)Google Scholar (H.Th.K. IX), S. 233f. mit Anm. 112.
34 Auf die prinzipielle Öffentlichkeit des Kreuzesgeschehens nimmt Paulus insbesondere in Gal 3. 1 Bezug (κα$$$ όφθαλμούσ…προε$$$ράφη). Damit ist das Kerygma der Willkür subjektiver Interpretation prinzipiell entzogen.
35 Stuhlmacher, Dazu P., Vom Verstehen des Neuen Testaments. Eine Hermeneutik (Göttingen, 1979) (GNT 6), S. 218–20Google Scholar; sowie ders., ‘Historische Kritik und theologische Schriftauslegung’, in: ders., Schriftauslegung auf dem Wege zur biblischen Theologie (Göttingen, 1975), S. 126Google Scholar: ‘Unser hermeneutisches Modell ist also kein speziell theologisches…’.
36 Zu 2 Kor 13. 4 vgl. Stählin, G., Art. άσθενής, κτλ., in Th.W.N.T. 1, 489, 41–3Google Scholar; Käsemann, E., ‘Amt und Gemeinde im Neuen Testament’, in: ders., Exegetische Versuche und Besinnungen I (Göttingen, 1960), S. 126Google Scholar. Beizuziehen sind ferner 2 Kor 12. 9 und Gal 2. 19 f., sowie die charakteristische Eigenart der paulinischen Peristasenkataloge, welche den Zusammenhang von Kreuzestheologie und apostolischer Erfahrung sehr schön zeigen. ‘Die dem Leidenden geschenkte δύναμις und зωή ist nicht eine Schöpfungsqualität, sondern nichts anderes als das “Leben Jesu” (2 Kor 4. 10) und damit “Leben aus dem Tode” (Röm II. 15)’. Deshalb fehlt in diesem Zusammenhang ein ‘Rekurs auf einen Schöpfer, der trotz aller Kalamitäten und Aporien doch für Harmonie und Ordnung sorgt und die Geschichte lenkt’ (Schrage, W., ‘Leid, Kreuz und Eschaton. Die Peristasenkatologe als Merkmale paulinischer theologia crucis und Eschatologie,’ Ev. Th. 34 [1974], 153).Google Scholar
37 Mit dem Begriff der geschichtlichen Erfahrung soll angezeigt werden, daß es sich um etwas handelt, das gerade in seiner Bezogenheit auf geschichtliche Tatsachen über diese hinausgeht. Geschichtliche Erfahrung ist nicht mit Beobachtung zu verwechseln. Vielmehr ist die Nicht-Beobachtbarkeit die Bedingung der Möglichkeit der geschichtlichen Erfahrung, aus welcher der Glaube herkommt: der Glaube konnte diese seine Erfahrung erst machen, als er das Kreuz Jesu im Licht der Auferweckung zu verstehen begann. Sofern im Begriff der Erfahrung derjenige der Gegenwärtigkeit angelegt ist (dazu Danto, a.a.O. [Anm. 7], 154), kann man Geschichtliches per definitionem nicht ‘erfahren’. Die Erkenntnis des Geschichtlichen schließt eine Gleichzeitigkeit mit ihrem Gegenstand ausdrücklich aus. Dennoch steht sie in beträchtlicher Analogie zur Erfahrung. Um diese Analogie festzuhalten, wird hier nich bloß von geschichtlicher Erkenntnis, sondern von geschichtlicher Erfahrung gesprochen.
38 Zur ‘erzählenden Erklärung’ vgl. die Analyse von Danto, a.a.O. (Anm. 7), 232–91, 371–406 und Lübbe, a.a.O. (Anm. 7), 35–68. Lübbes Absicht ist, ‘einen Geschichtsbegriff zu entwickeln, der genau dasjenige Element der Historie faß, über das sie nicht im Modus theoretischer, sondern crzählender Texte spricht’ (a.a.O. 28).
39 Ricœur, Dazu P., ‘Vom Konflikt zur Konvergenz der exegetischen Methoden’, in: Exegese im Methodenkonflikt, ed. Léon-Dufour, X. (München, 1973), S. 32–9.Google Scholar
40 Dies ist kritisch in Anschlag zu bringen gegen den Ansatz von Schulz, S., Die Mitte der Schrift, Der Frühkatholizismus im Neuen Testament als Herausforderung an den Protestantismus (Stuttgart/Berlin, 1976), passim, bes. S. 429–33.Google Scholar
41 Stuhlmacher, P. nennt als ‘dritte hermeneutische Dimension theologischer Exegese’ die ‘Offenheit für die Begenung mit der uns aus der Transzendenz heraus zukommenden Wahrheit Gottes’ (Historische Kritik [Anm. 35], 125Google Scholar) und verweist ausdrücklich auf die Problematik, welche mit dem der Schriftauslegung jeweils zugrunde gelegten Geschichtsbegriff gegeben ist. Wie weit die prinzipielle Offenheit von der Einführung der fast normativen Größe ‘kirchliche Tradition’ gestört wird, und ob der Begriff der ‘Hermeneutik des Einverständnisses’ dazu geeignet ist, jene Offenheit des Geschichtlichen angemessen zu wahren, wird noch gründlich diskutiert werden müssen.
42 Schlier, Dazu H., Grundzüge einer paulinischen Theologie (Freiburg/Basel/Wien, 1978), S. 9–12.Google Scholar