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Bemerkungen zu den gegenwärtigen Möglichkeiten textkritischer Arbeit aus Anlass Einer Untersuchung Zum Cäsarea-Text der Katholischen Briefe
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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Die neutestamentliche Textforschung befindet sich gegenwärtig in einer entscheidungsvollen Zeit. Der große Wandel begann vor 40 Jahren mit dem Bekanntwerden der Chester-Beatty-Papyri. Gewiß besaß man schon vorher eine größere Zahl von Papyri aus der Zeit vor den großen Rezensionen des 4. Jahrhunderts (deren Entstehund man sich ähnlich wie die einer modernen kritischen Ausgabe vorstellte: aus der großen Zahl vorliegender Handschriften wurden die textlich besten ausgewählt und aus diesen dann mit den Mitteln der Philologie (d.h. rezensierend) der ideale Text hergestellt. Da das den Urhebern der Rezensionen vorschwebende Ideal wie ihre Methoden verschieden waren, fielen diese verschieden aus). Aber bei den damals bekannten frühen Papyri handelte es sich nur um Fragmente, noch nie war der Text der Zeit um 200 in derartiger Breite sichtbar geworden, wie es jetzt durch die Chester-Beatty-Papyri geschah. Wie schwierig der Prozeß des Umdenkens war, den dieses Phänomen erforderte, kann man an Äußerungen selbst prominenter Textkritiker jener Zeit verfolgen. Er war noch nicht zu Ende, als vor rund 15 Jahren die Bodmer-Papyri bekannt wurden. und auch waren in den bisherigen Denkschemata noch unterzubringen (auch sie gehörten eben zu dem verwilderten Text der Frühzeit, welcher die Notwendigkeit, aber auch die Bedeutung der Rezensionen des 4. Jahrhunderts bewies). dagegen mit seiner unmittelbaren Nähe zum Codex Vaticanus erschütterte die Vorstellung von den Textrezensionen des 4. Jahrhunderts und damit entscheidende Voraussetzungen der bisherigen textkritischen Theorien von Grund auf. Daß das noch nicht überall zur Kenntnis genommen worden ist, ändert nichts am Tatbestand, auch in der Textkritik braucht das Neue seine Zeit, um sich durchzusetzen.
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References
page 2 note 1 Sämtliche Referate werden in einem Berichtsband veröffentlicht werden.
page 6 note 1 Diese erstaunliche Identifikation von Soden = Aland geht ja auch noch weiter. Frau Carder erklärt S. 260, sie habe bei ihrer Klassifizierung der Varianten die als jerusalemisch charakterisiert, die entweder von v. Soden als Jerusalemische Sonderlesarten bezeichnet worden seien oder die sich in drei order mehr Handschriften fänden ‘classified as I-Text by Aland or von Soden’. Nun kann man vielleicht verstehen, daß M. M. Carder meine eigene Aussage über den nichtbyzantinischen Charakter von 1243 übersehen hat, obwohl sie einige Monate früher in derselben Zeitschrift zu lesen war, der sie ihren Aufsatz zum Druck übergab. Aber ihre Interpretation einer Registeraussage über von Soden ist doch wohl ebenso erstaunlich wie meine Inanspruchnahme für von Sodens Definition der Jerusalemgruppe, nachdem ich diese mehrfach—und zwarmit Nachdruck—mit all den sich daraus ergebenden Konsequenzen öffentlich bestritten habe.
page 8 note 1 Für 1243 würde ich mich z.B. heute auf die Aussage beschränken: In der überwiegenden Zahl der 103 Teststellen in den Katholischen Briefen geht 1243 mit den großen ägyptischen Zeugen (sofern nicht wegen der Übereinstimmung der Masse der Zeugen, von denen nur einzelne Handschriften abweichen, eine Aussage überhaupt unmöglich ist). In einzelnen Fällen (und zwar in einer größeren Zahl als beispielsweise bei 1739) wird 1243 vom Mehrheitstext beeinflußt. Weiteres scheint mir beim gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis und bei der begrenzten Zahl von Untersuchungsinstanzen (wenn sie auch weit größer und vor allem repräsentativer ist als bei M. M. Carder) nicht aussagbar.