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Existentiale Interpretation der Paulinischen ‘Gerechtigkeit Gottes’
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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Was δικαιοσύνη θεο⋯ bei Paulus besagt, ist immer noch umstritten. Bis in die jüngste Zeit hinein blieb dieser Begriff kontrovers. Aus der Fülle der Veröffentlichungen über diese Thematik sei nur auf die Monographien von Peter Stuhlmacher, Karl Kertelge, J. A. Ziesler und Elke Plutta-Messerschmidt hingewiesen. Doch sollen uns diese neueren Publikationen höchstens am Rande beschäftigen. Im Mittelpunkt unserer Überlegungen steht vielmehr der soeben erschienene Römerbriefkommentar Ernst Käsemanns. In ihm ist zusammengefaßt, was dieser Schüler Bultmanns im Laufe der letzten Jahrzehnte über Paulus und speziell über die δ.θ. gesagt hat. Es ist bekannt, daß Bultmann und Käsemanns in diesem Punkte differieren. Daß es aber gerade zwei der angesehensten und profiliertesten Neutestamentler sind, die eine Kontroverse über einen so zentralen Begriff der biblischen Verkündigung führen, macht wieder einmal deutlich, wie sehr Theologie immer wieder von neuem ihre Mitte bedenken muß; macht deutlich, wie wenig Theologie ein vorhandenes Etwas ist, das man sich als völlig Begriffenes in einem Akte aneignen kann. Theologie ist ja niemals statischer Besitz, Theologie ist immer wieder je neuer Vollzug, je neues Engagement, je neues Wagnis, je neues Sich-selbst-in-Frage-stellen. Deshalb lohnt sich der wissenschaftliche Streit um ihr Zentrum. Gerade hier sollte das Wort von Albert Einstein gelten: ‘Richtig streiten kann man nur mit seinen Brüdern und nahen Freunden; die andern sind einem zu fremd.’ Der notwendige theologische Streit um die δ.θ. verbindet allein schon dadurch, daß der Theologe als Theologe nur dann von ihr verantwortlich sprechen kann, wenn er es im Bewußtsein darum tut, ihr seine Existenz zu verdanken.
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- Copyright © Cambridge University Press 1975
References
page 462 note 1 Stuhlmacher, P., Gerechtigkeit Gottes bei Paulus (Göttingen, 1966 1) (F.R.L.A.N.T. 87).Google Scholar
page 462 note 2 Kertelge, K., ‘Rechtfertigung’ bei Paulus, Studien zur Struktur und zum Bedeutungsgehalt des paulinischen Rechtfertigungsbegriffs (Münster, 1971 2) (Ntl. Abh., N.F. 3).Google Scholar
page 462 note 3 Ziesler, J. A., The Meaning of Righteousness in Paul, Linguistic and Theological Enquiry (Cambridge, 1972) (S.N.T.S. Monogr. Ser. 20); dazuCrossRefGoogle ScholarWatson, N. M., Review Article in N.T.S. XX (1974), 217–28.Google Scholar
page 462 note 4 Plutta-Messerschmidt, E., Gerechtigkeit Gottes bei Paulus, Eine Studie zu Luthers Auslegung von Römer 3, 5 (Tübingen, 1973) (H.U.z.T. 14);P.-M. ist Schülerin von Ernst Fuchs.Google Scholar
page 462 note 5 Käsemann, E., An die Römer (Tübingen, 1973) (H.N.T. 8a).Google Scholar
page 462 note 6 Zitiert in: Hunger, E., Die naturwissenschaftliche Erkenntnis, 2. Band, Der Mensch und die Naturwissenschaft (Braunschweig, 1965 4), 96.Google Scholar
page 463 note 1 Käsemann, E., Exegetische Versuche und Besinnungen, 2. Bd. (Göttingen, 1964), 181–93.Google Scholar
page 463 note 2 Ibid. 188.
page 463 note 3 Ibid. 193; dieses Denken vom Bestimmtsein der menschlichen Existenz her ist aber bereits in früheren Veröffentlichungen Käsemanns angelegt: u. a. in Leib und Leib Christi, Eine Untersuchung zur paulinischen Begrifflichkeit (Tübingen, 1933), 176; ‘Anliegen und Eigenart der paulinischen Abendmahlslehre’ (erstmals veröffendicht 1947–8) = Exegetische Versuche und Besinnungen 1 (Göttingen, 1960), 31.
page 463 note 4 J.B.L. LXXXIII (1964), 12–16 = R. Bultmann, Exegetica, Aufsätze zur Erforschung des Neuen Testaments, hrsg. E. Dinkier (Tübingen, 1967), 470–5.Google Scholar
page 464 note 1 Daß Käsemann den Leser mit in die Denkbewegung seines Kommentars ziehen will, daß er Exegese als Befähigung zur Frage versteht, die die Fraglichkeit notwendig vorletzter Ergebnisse bewußt macht, sagt er deutlich im Vorwort: ‘Jeder ihrer Sätze ist vom Leser in Zustimmung oder Ablehnung nachzuvollziehen, bleibt also eine Frage, statt einzuschläfern und gesicherten Besitz geben zu wollen. Der Ungeduldige, dem es bloß um Ergebnis und mögliche praktische Verwendung geht, soil die Finger von der Exegese lassen. Er taugt nicht für sie, rechtschaffen betrieben sie nicht für ihn.’ (R. IV.)
page 465 note 1 Zu diesem Fragenkomplex wäre auch seine Schrift Paulinische Perspektiven (Tübingen, 1969), heranzuziehen, vor allem im I. Kapitel (Zur paulinischen Anthropologie) S. 50 ff. Im folgenden wird aber nur gelegentlich auf diese Schrift eingegangen.
page 465 note 2 R. 19 f.
page 465 note 3 R. 24.
page 465 note 4 R. 27; Hervorhebung von mir.
page 465 note 5 Cf. R. 25.
page 465 note 6 R. 25.
page 466 note 1 R. 30; Hervorhebungen von mir.
page 466 note 2 R. 32; Hervorhebung von mir.
page 466 note 3 R. 32; Hervorhebung von mir.
page 466 note 4 R. 33.
page 466 note 5 R. 34.
page 466 note 6 R. 37.
page 466 note 7 R. 38; Hervorhebung von mir.
page 467 note 1 R. 38 f.; Hervorhebung von mir.
page 467 note 2 R. 39.
page 467 note 3 R. 41.
page 467 note 4 R. 41 f.; s. auch Paulinische Perspektiven, 3. Kap. ‘Rechtfertigung und Heilsgeschichte im Römer-brief’, 108–39.
page 467 note 5 R. 42 f.
page 467 note 6 R. 47; Hervorhebungen von mir.
page 468 note 1 R. 80.
page 468 note 2 R. 81 f.
page 468 note 3 R. 85; Hervorhebung von mir.
page 468 note 4 R. 86.
page 468 note 5 R. 86 f.
page 468 note 6 Z. B. R. 183 zu Röm. vu. 7–13; 188 zur selben Stelle. Niederwimmer, Auch K., Der Begriff der Freiheit im Neuen Testament (Berlin, 1966), 129, unterscheidet zwischen Intention und Funktion des Gesetzes; dadurch daß seine Funktion in radikalem Gegensatz zu seiner Intention steht, enthüllt es die Selbstentfremdung des Frommen und macht sie manifest.Google Scholar
page 469 note 1 R. 87; Hervorhebung von mir.
page 469 note 2 R. 98 f.
page 469 note 3 R. 94.
page 469 note 4 R. 131.
page 470 note 1 R. 133.
page 470 note 2 Vielleicht ist der Begriff ‘Sachzwänge’ etwas blaß. Käsemann hätte besser hier schon, wie kurz danach im Blick auf den Tod, von der Fluchmacht im irdischen Geflecht gesprochen, die alle Einzelnen unentrinnbar verstrickt.
page 470 note 3 R. 137.
page 470 note 4 R. 139.
page 470 note 5 R. 140; Hervorhebungen von mir.
page 471 note 1 R. 140; Hervorhebung von mir.
page 471 note 2 R. 141.
page 471 note 3 R. 141.
page 471 note 4 R. 146; Hervorhebung von mir.
page 471 note 5 R. 153 f.
page 471 note 6 R. 165.
page 471 note 7 R. 166.
page 472 note 1 R. 167; Hervorhebungen von mir.
page 472 note 2 R. 181.
page 472 note 3 R. 178.
page 472 note 4 R. 182 ff.
page 472 note 5 R. 186.
page 472 note 6 R. 189.
page 472 note 7 R. 192; so auch R. 140: Exegese von Röm. v. 12 ff.
page 473 note 1 R. 194 f.
page 473 note 2 R. 202 f.; Hervorhebung von mir.
page 473 note 3 R. 216.
page 473 note 4 R. 216; Hervorhebung von mir.
page 474 note 1 R. 226.
page 474 note 2 Heidegger, M., Sein und zeit (Tübingen, 1960 9), §§ 12 f. (im folgenden zitiert als S. u. Z.).Google Scholar
page 474 note 3 Ibid. 64 f.: Welt als ontischer Begriff in der Bedeutung: das All des Seienden, das innerhalb der Welt vorhanden sein kann; davon abgeleitet als ontologischer Begriff: das Sein des genannten Alls des Seienden.
page 475 note 1 Ibid. 65.
page 475 note 2 Ibid. §§12f.
page 476 note 1 S. meine Monographie Politische Theologie und existentiale Interpretation, Zur Auseinandersetzung Dorothee Sölles mit Rudolf Bultmann (Witten, 1973), vor allem das 1. Kap.: ‘Existentiale Interpretation als individualistische Engführung?’, S. 12 ff.Google Scholar
page 476 note 2 Beide haben sich gerade zu dem im I. Kap. meiner Politischen Theologie Gesagten brieflich zustimmend geäußert; beide betonten dabei dezidiert den Weltbezug der Existenz.
page 476 note 3 Bultraann, R., Glauben und Verstehen, I (Tübingen, 1961 4), 168; Hervorhebungen von Bultmann!Google Scholar
page 476 note 4 Ibid. 158 Anm. 2 v. S. 157.
page 476 note 5 R. 131; Hervorhebungen von mir.
page 477 note 1 Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (Tübingen, 1961 4), 244 f.Google Scholar
page 477 note 2 Ibid. 249.
page 477 note 3 Explizierender, nicht einschränkender Relativsatz!
page 477 note 4 Ibid. 253; Hervorhebung von mir.
page 477 note 5 S. u. Z. §26.
page 477 note 6 Bultmann, Theologie, 255.
page 477 note 7 Cf. Hübner, Politische Theologie, 46 ff.
page 477 note 8 Bultmann, Theologie, 254ff.; ibid. 275: ‘Der κ⋯σμος als die Sphäre der irdischen Lebens-bedingungen wird zur Macht über den Menschen, dessen Sorge sich auf τ⋯ το⋯ κυρ⋯ου richtet (I. Kr 7, 32–34), wie die σ⋯ρξ zur Macht wird über den, der κατ⋯ σ⋯ρκα lebt…– wie denn ja die Begriffe σ⋯ρξ und κ⋯σμος synonym sein können…So besteht die unheimliche Tatsache, daß der κ⋯σμος, die Menschenwelt, die durch das, was die Einzelnen sorgen und tun, konstituiert wird, seinerseits zum Herrn über die Einzelnen wird.' (Der zweite hier zitierte Satz ist bei Bultmann im Druck hervorgehoben.)
page 477 note 9 Bultmann, Theologie, 251: ‘die Sünde kam durch das Sündigen in die Welt’; Käsemann, R. 137: ‘Überspitzt ist jedoch die im Gefolge Kierkegaards stehende Formulierung, die Sünde sei durch das Sündigen entstanden (Bultmann…). Damit wird das Gewicht Adams in der Typologie verwischt.’ Die Absicht Käsemanns ist hierbei, den Menschen nicht als primäres Subjekt der Geschichte, sondern als in übergreifenden Sachzwängen befindlich zu sehen. Gegen die ‘existentialistische Deutung’ sei das ‘undurchdringliche Geflecht von Verhängnis und Schuld’ zu betonen (R. 137–139). Aber die oben zitierten Sätze Bultmanns intendieren doch gerade dieses Geflecht. Die Absicht Kierkegaards (Der Begriff der Angst, I. Kap. §2) und Bultmanns ist es doch, die auch von Käsemann bekämpfte ‘rationale Begründung’ der Sünde als Sündenmacht ad absurdum zu führen!
page 478 note 1 Z. B. Käsemann, Paul. Perspektven, 53.
page 478 note 2 Bultmann, Exegetica, 470.
page 478 note 3 Ibid. 473.
page 478 note 4 R. 89.
page 478 note 5 Bultmann, Theologie, 289.
page 478 note 6 Ibid. 290; Hervorhebung von mir.
page 478 note 7 Davon abgesehen, wird ibid. 289 für charis die Bedeutung ‘gnädige Gesinnung’ doch expressis verbis von Bultmann abgelehnt! Ibid. 287 beginnt §32 programmatisch: ‘Gottes χ⋯ρις ist nicht seine Eigenschaft, nicht seine zeitlos gütige Gesinnung.’ Erst S. 291 heißt es von der ⋯γ⋯πη, in ihr sei vielleicht die Bedeutung von Liebesgesinnung stärker betont als in χ⋯ρις. S. aber R. 123: Hinweis auf Bultmann, Theologie, 290: χ⋯ρις als Macht!
page 479 note 1 Bultmann, Theologie, 303.
page 479 note 2 Ibid. §34.
page 479 note 3 Ibid. 259; Hervorhebungen von mir.
page 479 note 4 R. 124.
page 479 note 5 R. 146; Hervorhebung von mir; s. auch ibid. 169 (zu Röm. vi. 14): ‘Vorausgesetzt ist wie sonst, daß der Mensch konstitutiv einer Welt angehört und Herrschaft unterliegt, mit der Taufe also Herrschaftswechsel erfolgte und der neue Kyrios den an ihn Gebundenen in die Freiheit von den Mächten und Zwängen stellt.’ (Hervorhebung von mir.)
page 479 note 6 R. 89, 144; charis kann ausnahmsweise (Röm. v. 2) auch einmal den ‘Stand in der Gnadenmacht’ meinen, ibid. 123.
page 480 note 1 Ibid. 145.
page 480 note 2 Bultmann, Theologie, 281.
page 480 note 3 Ibid. 285.
page 480 note 4 Ibid. 283.
page 480 note 5 Bultmann, Exegetica, 473.
page 480 note 6 Gemeint is σ⋯μα.
page 480 note 7 Bultmann, Theologie, 311; s. auch ibid. 302.
page 481 note 1 οἱ πολλο⋯ mit Jeremias, J., Z.N.W. XXXVIII (1939), 121; Stuhlmacher, Gerechtigkeit Gottes bei Paulus, 223; u. a. im Sinne von π⋯ντες.Google Scholar
page 481 note 2 R. 87.
page 482 note 1 S. u. Z. §45.
page 482 note 2 Ibid. 312; s. auch ibid. 314 f.: ‘Der gegen die existenziale Interpretation vorgebrachte “Zirkeleinwand” will sagen: die Idee der Existenz und des Seins überhaupt wird “vorausgesetzt” und “danach” das Dasein interpretiert, um daraus die Idee des Seins zu gewinnen. Allein was bedeutet das “Voraussetzen”?… In der existenzialen Analytik kann ein “Zirkel” im Beweis nicht einmal “vermieden” werden, weil sie überhaupt nicht nach Regeln der “Konsequenzlogik” beweist.’ Cf. auch ibid. 153: ‘Das Entscheidende ist nicht aus dem Zirkel heraus-, sondern in ihn nach der rechten Weise hineinzukommen.’ Später betrachtet Heidegger allerdings ‘die Rede von einem Zirkel’ als ‘stets vordergründig’ (Unterwegs zur Sprache, Pfullingen, 19714, 151). Für unsere Überlegungen ist dies jedoch unerheblich, weil ‘der spätere Heidegger’, also Heidegger nach der ‘Kehre’, hier nicht zur Debatte steht.
page 482 note 3 Hübner, Politische Theologie, 32 f.
page 482 note 4 Fahrenbach, H., ‘Selbstverständnis als hermeneutisches Prinzip der “existenzialen Interpretation”’, Kerygma und Mythos VI, 1 (Hamburg, 1963), 88; Hervorhebung von mir.Google Scholar
page 483 note 1 S. u. Z. §76.
page 483 note 2 Pannenberg, W., ‘Hermeneutik und Universalgeschichte’, Z.Th.K. LX (1963), 90–121.Google Scholar
page 483 note 3 Ibid. 100.
page 483 note 4 Ibid. 101.
page 483 note 5 Cf. auch Gadamer, H.-G., Wahrheit und Methode, Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik (Tübingen, 1973), 318 f.: ‘Der Begriff der historischen Interpretation hat vielmehr seine Entsprechung in dem Begriff des Ausdrucks…In diesem weiten Sinne umfaßt der Begriff “Ausdruck” weit mehr als den sprachlichen Ausdruck. Er umfaßt vielmehr alles, hinter das zurückgegangen werden muß, wenn man dahinter kommen will, und was zugleich so ist, daß es ermöglicht, hinter es zurückzugehen. Interpretation meint hier also nicht den gemeinten, sondern den verborgenen und zu enthüllenden Sinn.’Google Scholar
page 483 note 1 Cf. Hübner, Politische Theologie, I. Kap.
page 483 note 2 Zwar stellt Pannenberg der Frage nach dem Dasein das Wissen von der Welt, der Gesellschaft und von Gott gegenüber. Aber dieses Wissen setzt doch wohl auch im Sinne Pannenbergs das Fragen nach der Welt u. s. f. voraus. Dann aber steckt in der erfragten Welt wiederum der die Welt Erfragende!
page 483 note 3 S. Anm. 5 auf S. 483.
page 483 note 4 Pannenberg, Z.Th.K. LX, 91; Hervorhebung von mir.
page 485 note 1 Im übrigen verweise ich auf meine Auseinandersetzung mit Jürgen Moltmann, der auch nach ‘Ziel, Ende und Sinn des Geschichtsverlaufs im ganzen’ fragt. Hier bleibt sinnleer, was ‘das Ganze’ meint; s. Hübner, Politische Theologie, 23 ff.
page 485 note 2 Letztlich relativiert Pannenberg selbst seine Behauptung, daß das hinter einem Text erfragte Geschehen sich erst im Horizont der Universalgeschichte als das zeige, was es eigentlich ist, wenn er (mit Gadamer) zugibt, daß Hegels System des absoluten Begriffs die unaufhebbare Endlichkeit der Erfahrung übersprungen habe und daß heute eine Konzeption der Universalgeschichte, die im Gegensatz zu Hegel die Endlichkeit der menschlichen Erfahrung und damit die Offenheit der Zukunft wahre, wie die Quadratur des Zirkels anmute. Pannenberg weicht dann selbst ins Theologische aus, wenn er vom eschatologischen Charakter der Botschaft Jesu her, die Hegel noch verborgen war, das Ende der Geschichte als vorläufig bekanntes versteht (Z.Th.K. LX, 120 f.). Jedoch, sah Jesus das Ende der Geschichte nur als ‘vorläufig’ bekanntes? Ging es ihm überhaupt um ‘Geschichte’ und ‘Universalgeschichte’ als solche? Signalisiert seine Botschaft vom ‘Ende der Geschichte’ nicht vielmehr ein mit dem Begriff der ‘Universalgeschichte’ gerade nicht verrechenbares Evangelium? Hätte Jesus als Aussagemitte seiner Predigt das Ende der Weltgeschichte im strengen Sinne des Wortes gemeint, wäre er heute für uns uninteressant!
page 485 note 3 So schreibt auch Käsemanns Schüler Stuhlmacher (ganz im Sinne seines Lehrers; cf. R.G.G. 3 11, 1275): ‘Die paulinische Anthropologie ist die Tiefendimension und Konsequenz dieser Eschatologie (gemeint ist die paulinische Interpretation der spätjüdischen Apokalyptik mit ihrer Ausrichtung auf die Herrschaft Gottes im Sinne von 1. Kor. xv. 23 ff.). Der Überlagerung der beiden Äonen entspricht die Existenzdialektik von Schon und Noch nicht, das Sein in zwei Zeiten’ (Gerechtigkeit Gottes bei Paulus, 206). Die ‘hermeneutische Konsequenz’ besteht dann darin, daß Paulus von seiner Lehre einer weltweiten Geschichte und nicht von seiner Anthropologie her verstanden werden muß (ibid. 206 Anm. 2). Die entscheidende Frage ist aber, ob existentiale Interpretation notwendig auf einen anthropologischen Ansatz festgelegt ist! An dieser Stelle kann nur auf Stuhlmachers interessanten Aufsatz ‘Neues Testament und Hermeneutik’ (Z.Th.K. LXVIII (1971), 121–61, vor allem 144 ff.) verwiesen werden. Eine Auseinandersetzung mit ihm muß hier unterbleiben. Im Augenblick sei nur gefragt: Wieso setzt die existentiale Interpretation denn eine ‘konstant bleibende Anthropologie’Google Scholar (ibid. 146) voraus? Nach S. u. Z. § 10 geht die Fundamentalontologie allen Anthropologien voraus!
page 485 note 4 R. 226.
page 486 note 1 S. u. Z. 27.
page 486 note 2 Ibid. §13.
page 486 note 3 Ibid. 152.
page 486 note 4 Käsemann, Paulinische Perspektiven, 53.
page 486 note 5 Ibid. 44.
page 486 note 6 R. 174.
page 487 note 1 Käsemann, Paulinische Perspektiven, 45.
page 487 note 2 Plutta-Messerschmidt sagt hier fälschlich ‘Kategorien’.
page 487 note 3 Plutta-Messerschmidt, Gerechtigkeit Gottes bei Paulus, 112.
page 487 note 4 Cf. Gadamer, Wahrheit und Methode, 290 ff.
page 487 note 5 Fuchs, E., Marburger Hermeneutik (Tübingen, 1968) (H.U.z.T. 9) S. 31. 34.Google Scholar
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