Mary Hilson. Eine Internationale der Konsumenten? Die International Cooperative Alliance und der Internationalismus der Kooperativen (1918–1939) aus nordischer Sicht.
Das Interesse an der Geschichte der Kooperation von Konsumenten ist in den letzten Jahren gewachsen. Dennoch fehlt es noch an Untersuchungen zu den transnationalen Aspekten der Kooperativbewegung, einschließlich der International Cooperative Alliance (ICA). Der Aufsatz geht den zwischen 1918 und 1939 geführten Debatten um die Bedeutung der Kooperation nach und fokussiert dabei auf die nordischen Länder, die als Fallstudie zur ICA dienen. Der Aufsatz untersucht, wie die in Kooperativen organisierten Personen sich auf das Erbe der Rochdale Pioneers bezogen und dieses als Grundlage für eine programmatische Erklärung der ICA verwendeten. Im Anschluss daran wird den Konsequenzen nachgegangen, die dies für gewöhnliche, in den Geschäften der Kooperative einkaufende Mitglieder hatte. Die Untersuchung dieser Debatten innerhalb der Kooperativbewegung kann, so wird argumentiert, unser Verständnis sowohl transnationaler Politiken des Konsums als auch der Ziele, Grenzen und Praktiken des Internationalismus der Zwischenkriegsjahre erweitern. Abschließend wird auch die Rolle untersucht, die die Kooperation bei der Entstehung einer eigenständigen nordischen Region gespielt hat.
Cristiana Viegas de Andrade. Migrationssysteme im nordwestlichen Portugal des 19. Jahrhunderts: Der Fall Vila do Conde.
Der Aufsatz zielt darauf ab, die Migrationssysteme im nordwestlichen Portugals des 19. Jahrhunderts zu bestimmen, um auf diesem Wege einen Beitrag zur Lösung des Rätsels zu leisten, das die portugiesische Migrationsdynamik darstellt. Die Analyse von Passunterlagen und Einträgen der Pfarrgemeinden des concelho Vila do Conde erlaubt es, drei solche Systeme zu unterscheiden: das atlantische, das Lissaboner und das lokale System. Das Vorhandensein und die Eigenschaften der Migrationssysteme hingen sowohl in Aus- als auch in Einwanderungsgebieten vom jeweiligen sozioökonomischen Kontext sowie vom Lebenszyklus der Emigranten ab.
Custodio Velasco Mesa. Revolutionäre Rhetorik und Arbeiterunruhen: Liège im Jahr 1886 und Sevilla im Jahr 1901.
Der Aufsatz untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Diskurse, die die Protagonisten der Arbeiterunruhen in Liège (1886) und Sevilla (1901) gebrauchten, um ihre Erfahrungen und ihren Protest zu artikulieren. Die vergleichende Untersuchung widmet sich vorrangig der Analyse von Interpretationsschemata, also der Art, in der “Argumente konstruiert” wurden. Dabei wird die Rolle betont, die Diskurse als eines der kulturellen Momente spielten, die diese beiden Fälle kollektiven Handelns anregten und prägten.
Marianne Maeckelbergh. Der Weg zur Demokratie: Das Politische Erbe von “1968”.
Die sozialen Kämpfe der “langen 1960er Jahre” sind im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte fortlaufend neu interpretiert worden, wobei jede Interpretation die Bedeutung oder auch die Belanglosigkeit des kurzlebigen globalen Aufstands anders gewichtet hat. Dieser Aufsatz leistet einen Beitrag zu einer solchen Interpretationsrichtung, nämlich zu dem kleinen aber wachsenden Bestand an Untersuchungen, die sich der zentralen Bedeutung widmen, die demokratische Experimente innerhalb der Bewegungen der 1960er Jahre gespielt haben. Der Aufsatz untersucht nicht die Transformation, die diese Bewegungen innerhalb der institutionellen Politik und der Populärkultur ausgelöst haben, sondern er geht der anhaltenden Veränderung nach, die sie in der Praxis sozialer Bewegungen bewirkt haben. Als Grundlage dient eine siebenjährige ethnographische Untersuchung zeitgenössischer globaler Bewegungsnetzwerke. Aus der Perspektive der Netzwerke sozialer Bewegungen wird erkennbar, dass das politische Erbe der 1960er Jahre in der anhaltenden Bedeutung demokratischer Experimente innerhalb der Bewegungspolitik besteht. Diese Experimente waren Teil einer vorwegnehmenden Strategie sozialer Veränderung, die auch heute noch relevant ist, weil sie nach wie vor praktiziert wird.
Übersetzung: Max Henninger