Book contents
- Frontmatter
- Contents
- Editorial
- Tribute
- Documents from the Inaugural 24h DURCHEINANDER in Berlin
- Brecht-Images: Artist’s Introduction
- New Brecht Research
- The Temporality of Critique: Bertolt Brecht's Fragment Jae Fleischhacker in Chikago (1924–1929)
- Apparate und Körper: Überlegungen zu Bertolt Brechts Radiolehrstück Der Ozeanflug
- Wer ist Oscar? Ein unveröffentlichter Brief an Brecht vom 12. Juni 1918 aus schottischer Kriegsgefangenschaft
- “leg das buch nicht nieder, der du das liesest, mensch”: Brechts Gedicht “Die Nachtlager”
- Übersehen oder verbannt? Hanns Eislers Bilder aus der Kriegsfibel
- Special Insert: Accompaniments to Brecht, Music, and Culture
- Das “Wiedersehen”: Der chinesische Dichter und Germanist Feng Zhi und Bertolt Brecht
- Brechtian Challenges to Theater Artists during the Internal War in Peru
- “Good Woman should have been done in one of our big theaters long before this”: Brecht, the Students, and the Making of the New Wave of Australian Theater
- Mark Twain's “Magnanimous-Incident” Hero and Bertolt Brecht's Der gute Mensch von Sezuan
- Navid Kermani's Literary Reflections: On Kafka, Brecht, and the Koran
- Karl Kraus und Bertolt Brecht: Über die Vergleichbarkeit des Unvergleichlichen
- Book Reviews
- Notes on the Contributors
Karl Kraus und Bertolt Brecht: Über die Vergleichbarkeit des Unvergleichlichen
from New Brecht Research
Published online by Cambridge University Press: 11 March 2017
- Frontmatter
- Contents
- Editorial
- Tribute
- Documents from the Inaugural 24h DURCHEINANDER in Berlin
- Brecht-Images: Artist’s Introduction
- New Brecht Research
- The Temporality of Critique: Bertolt Brecht's Fragment Jae Fleischhacker in Chikago (1924–1929)
- Apparate und Körper: Überlegungen zu Bertolt Brechts Radiolehrstück Der Ozeanflug
- Wer ist Oscar? Ein unveröffentlichter Brief an Brecht vom 12. Juni 1918 aus schottischer Kriegsgefangenschaft
- “leg das buch nicht nieder, der du das liesest, mensch”: Brechts Gedicht “Die Nachtlager”
- Übersehen oder verbannt? Hanns Eislers Bilder aus der Kriegsfibel
- Special Insert: Accompaniments to Brecht, Music, and Culture
- Das “Wiedersehen”: Der chinesische Dichter und Germanist Feng Zhi und Bertolt Brecht
- Brechtian Challenges to Theater Artists during the Internal War in Peru
- “Good Woman should have been done in one of our big theaters long before this”: Brecht, the Students, and the Making of the New Wave of Australian Theater
- Mark Twain's “Magnanimous-Incident” Hero and Bertolt Brecht's Der gute Mensch von Sezuan
- Navid Kermani's Literary Reflections: On Kafka, Brecht, and the Koran
- Karl Kraus und Bertolt Brecht: Über die Vergleichbarkeit des Unvergleichlichen
- Book Reviews
- Notes on the Contributors
Summary
Auf den ersten Blick kann man sich kaum einen größeren Unterschied als den zwischen Karl Kraus und Bertolt Brecht vorstellen. War nicht der Eine—einmal etwas vereinfacht gesehen—ein bürgerlicher Einzelgänger, der in seiner Umwelt nur Untergangssymptome wahrnahm, auf die er mit beißendem Spott reagierte, und war nicht der Andere—ebenfalls etwas vereinfacht gesehen—ein unermüdlicher Optimist, der sich unter marxistischem Vorzeichen bis zum Ende seines Lebens für eine “Bewohnbarmachung” der Welt eingesetzt hat? Was soll daher bei einem Vergleich dieser beiden Autoren herauskommen? Nur Unterschiede oder eventuell auch Vergleichbares? Das wäre die Frage, die es in dieser Hinsicht zu stellen gilt.
In der relativ spärlichen Sekundärliteratur zum Verhältnis dieser beiden so verschiedenartigen, ja unvergleichlichen Autoren zueinander gibt es darum auf diese Frage bisher kaum befriedigende Antworten. Zugegeben, dass Brecht nach 1933 von Kraus eine scharfe Ablehnung des Nazifaschismus erwartet hatte und über ihr Ausbleiben lange Zeit verstimmt war, davon ist in vielen Brecht-Studien mehr oder minder ausführlich die Rede. Aber all das, was dieser Erwartungshaltung in den zwanziger Jahren vorangegangen war, bleibt meist unerwähnt oder wird eher beiläufig behandelt. Ja, wenn in den bekannteren Brecht-Darstellungen Kraus überhaupt auftaucht, dann lediglich als eine unbedeutende Randerscheinung oder gar als Antipode, auf den man nicht näher einzugehen braucht.
Schuld an dieser Nichtbeachtung ist weitgehend jene zum Teil ins Hagiographische tendierende Kraus-Darstellung, wie sie sich unter seinen engsten Anhänger ausbildete und dann auf weite Kreise der bürgerlichliberalen Literaturkritik übergriff. In ihren Schriften wird Kraus fast ausschließlich als ein “einsamer Kämpfer” gegen das herrschende Presseunwesen charakterisiert, der kein Blatt vor den Mund genommen habe, um mit triumphierender Gehässigkeit gegen eine Welt von Feinden zu Felde zu ziehen, in denen er—aufgrund seiner intellektuellen Überlegenheit—lediglich ein Sammelsurium tölpelhafter Spießer oder nichtswürdiger Duckmäuser gesehen habe. Diese Kritiker stellten daher Kraus zumeist als einen ihnen zutiefst verwandten Spötter, Nörgler oder Querulanten hin, der stets darauf aus gewesen sei, sich auf gut- oder bestbürgerliche Weise über all jene lustig zu machen, die er als geistig minderbemittelt empfunden habe.
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- Information
- The Brecht Yearbook / Das Brecht-Jahrbuch 40 , pp. 218 - 234Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2016