Book contents
- Frontmatter
- Dedication
- Contents
- Illustrations
- Acknowledgments
- Introduction: Positions to Defend
- 1 Cultural Poetics
- 2 Jüdische Philologen und ihr Kanon
- 3 A Tradition in Ruins
- 4 German-Jewish Double Identity
- 5 Embattled Germanistik
- 6 German Literature in the Public Sphere
- 7 Peter Demetz: On Marcel Reich-Ranicki
- Contributors
- Index
Trümmer im Gepäck: Margarete Susman, Bertha Badt-Strauss und Hannah Arendt in der Emigration
Published online by Cambridge University Press: 03 May 2023
- Frontmatter
- Dedication
- Contents
- Illustrations
- Acknowledgments
- Introduction: Positions to Defend
- 1 Cultural Poetics
- 2 Jüdische Philologen und ihr Kanon
- 3 A Tradition in Ruins
- 4 German-Jewish Double Identity
- 5 Embattled Germanistik
- 6 German Literature in the Public Sphere
- 7 Peter Demetz: On Marcel Reich-Ranicki
- Contributors
- Index
Summary
DREI AUTORINNEN — eine Konstellation, die sich nicht von selbst versteht. Soweit wir wissen, waren die Frauen nicht miteinander bekannt. Sie bewegten sich in unvereinbaren politischen und theoretischen Welten und kannten die Arbeiten der anderen wahrscheinlich nicht. Wir wissen nur, daß Bertha Badt-Strauss in den zwanziger Jahren zwei kurze Aufsätze über Margarete Susman veröffentlichte. Die Texte dieser Autorinnen zu konstellieren, öffnet ein Spektrum überraschender Ähnlichkeiten und gleichzeitig von unvereinbaren Unterschieden. Das beginnt bereits bei einem gemeinsamen Interesse, das die Autorinnen noch in Deutschland entwickelten: Alle drei reflektierten ihr intellektuelles und politisches Verhältnis zum Judentum in der Auseinandersetzung mit zwei Frauen, die in der deutschen Geschichte keinen Platz fanden: Rahel Levin Varnhagen und Rosa Luxemburg. Ihre Urteile könnten unterschiedlicher nicht ausfallen. Doch im Schreiben über deren Texte können sie alles miteinander verweben, was ihren eigenen theoretischen und politischen Ort in Deutschland vor der Emigration bestimmte: Jüdin, Frau, Intellektuelle, Politik, Freundschaft, Liebe, Literatur, Philosophie.
Die Lebensgeschichten der drei Autorinnen zeigen biographische Parallelen, die viele teilen, wenn sie Jüdinnen waren und vor 1933 in Deutschland lebten. In ihre Leben griff die Geschichte mit einer Gewalt ein, der sich keine entziehen konnte. Die älteste, Margarete Susman, wurde 1872, kurz nach der Reichsgründung in Hamburg geboren. Dreizehn Jahre später, und damit in einer ganz anderen Konstellation beginnt das Leben von Bertha Badt-Strauss in Breslau. Als Hannah Arendt 1906 in Hannover geboren wurde, war nur noch wenig Zeit, bis das deutsche Kaiserreich den Ersten Weltkrieg begann. Während zwischen den Geburtsjahren der drei Frauen insgesamt 36 Jahre vergingen, in denen sich Deutschland dramatisch veränderte, liegen die Sterbedaten enger beieinander. Margarete Susman starb 1966 in Zürich, Bertha Badt-Strauss 1970 in Chapel Hill/North Carolina, Hannah Arendt 1975 in New York. Alle drei beendeten ihr Leben in der Emigration; die Flucht aus ihrer Heimat und später das furchtbare Wissen um die Shoah prägte einen langen Abschnitt des Lebens. Der Bruch mit einer Tradition, so unterschiedlich diese auch bestimmt war, durchzieht als Schmerz, als Wunde, als Herausforderung an das Denken die Arbeiten, die diese Autorinnen seit ungefähr 1943 publizierten.
Die Voraussetzungen für intellektuelle Arbeit waren sehr unterschiedlich: Während Margarete Susman keine akademische Ausbildung bekam, weil der Vater ihr diese verbot, wurden die beiden anderen Frauen tief von der deutschen Universität geprägt.
- Type
- Chapter
- Information
- German Literature, Jewish CriticsThe Brandeis Symposium, pp. 99 - 120Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2002