Unter der Peano-Arithmetik verstehe ich im Folgenden eine über dem Prädikatenkalkül der ersten Stufe formalisierte Arithmetik der natürlichen Zahlen, in der als außerlogische Konstanten nur Symbole für die Null, die Nachfolgeroperation und die Gleichheitsbeziehung (die als mathematischer Grundbegriff aufgefaßt wird) vorkommen.
Ein Ausdruck H(c), in dem c die einzige freie Variable ist, heiße: ∀-defekt in Bezug auf ein (deduktives) System S, wenn (a) für jede Ziffer , und (b) nicht ∀xH(x) ϵ S.
Im allgemeinen wird das deduktive System durch ein Axiomensystem in Verbindung mit einer Syntax gegeben sein. Auf diesen Fall soil die Redeweise sinngemäß übertragen werden.
Ein System S heiße ω-unvollständig, wenn es einen in Bezug auf S ∀-defekten Ausdruck gibt.
Ein Axiomensystem A heiße kategorisch, wenn beliebige absolute Modelle (s. Abschnitt IV) von A isomorph sind.
Die Kategorizität stellt eine gewisse Vollständigkeit des Axiomensystems dar. Daß solche Axiomensysteme ω-unvollstandig sein können (bzw. im Fall der ausdrucksreicheren Arithmetik nach Gödel sogar müssen), ist eben das Überraschende.
Ich werde im Folgenden für zwei kategorische Axiomensysteme der Peano-Arithmetik die ω-Unvollständigkeit in Bezug auf die Prädikatenlogik der ersten Stufe nachweisen. In beiden Fallen gelingt der Nachweis der ω-Unvollständigkeit durch Diskussion eines ∀-defekten Ausdrucks H(c).