Die neue Liste der von Simon von Bisignano in seiner Summa zitierten Extravaganten, welche T. P. McLaughlin in den Medieval Studies 20 (1958) 167–176 veröffentlicht hat, gibt die Möglichkeit, die Dekretalensammlung, welche Simon benutzt hat, mit ziemlicher Sicherheit zu bestimmen. Wenn sich dabei die Vermutung auf eine Sammlung der ‘italienischen Gruppe' der Primitiven vor 1Comp. richtete, so lag das nach dem, was J. Juncker in seiner grundlegenden Abhandlung über die coll. Berolinensis ausgeführt hatte, von vornherein rein nahe. Aber als Juncker die Ber. als älteste und primitivste Sammlung in die Literaturgeschichte der kanonistischen Quellen einführte, hatte er von der Existenz weiterer, teils noch altertümlicher, teils umfangreicherer Sammlungen, die sich mit der Ber. zu einer Familie oder Gruppe zusammenfassen lassen, noch keine Kenntnis. Weitgehende Übereinstimmung im mitgeteilten Material, Gleichlauf in der Reihenfolge der einzelnen Stücke auf kürzere oder längere Strecken, textkritische Einzelheiten berechtigen methodisch zu dieser Gruppierung; ihr Wachstum von Sammlung zu Sammlung ist kein Gegenargument angesichts der rechtsschöpferischen Tätigkeit der Kurie, welche in Schule und Kirchenverwaltung gleichermassen das Bedürfnis wacherhielt, die jeweils neueste und vollständigste Sammlung zur Hand zu haben. Diese Entwicklung innerhalb der Gruppe kann erst durch die ausführliche Analyse jeder einzelnen Sammlung sichtbar gemacht werden; für den Nachweis, dass zu fast allen zu der von McLaughlin nachgewiesenen Dekretalen die Texte in den Sammlungen der italienischen Gruppe zu finden sind, wird die Zusammenstellung im Anhang genügen. Da aber vier von fünf in Frage kommenden Sammlungen kaum mehr als dem Namen nach, bekannt sind, müssen über sie einige Bemerkungen vorausgeschickt werden.