Die Gesetzesinterpretation bei Paulus und Jesus soll durch ein erstes Eingehen auf die Beiträge der modernen Toposforschung gefördert werden. Dieses Vorhaben ruht auf der Voraussetzung, daß biblische Exgeten sich nach wie vor den Methoden der literaturwissenschaftlichen Forschung verpflichtet wissen, und daß die moderne Toposforschung für die Exegese von besonderem Interesse ist. Dieses Interesse wird allerdings im negativen Sinn dadurch bestimmt, daß im Fall der Gesetzesinterpretation bei Paulus oder Jesus methodisch immer noch weitgehend einseitig, wenn nicht gar ausschließlich historisch oder theologisch vorgegangen wird. Im positiven Sinn aber wird das Interesse an der modernen Toposforschung dadurch bestimmt, daß man in der literaturwissenschaftlichen Arbeit, zu der ja die biblische Exegese gehört, neuerdings von ‘radikalen Veränderungen’ spricht, die angeblich notwendig sind angesichts der Forderung, daß in dieser Arbeit ‘nach den Regeln eines expliziten Argumentationsschemas argumentiert… und über den Status der verwendeten Daten, Begründungen, Stützungshypothesen etc. entschieden und die empirische Qualität von argumentativen Ergebnissen diskutiert werden soll’.2 Beim Eingehen auf diese Forderung verdient der rhetorische Topos besondere Beachtung.