Hauptmann hat es eigentlich vermieden, über sein Schaffen zu sprechen. “Bilde, Künstler, rede nicht!” ein Lieblingswort Goethes, zitierte er mit Vorliebe. Aber in seinem Geleitwort zu Shakespeare-Visionen spricht er von dem Schöpfungsprozess, diesem geheimnisvollen Verlauf des dichterischen Genius: “was wissen wir über den Schöpfungsprozess, der den Visionen und Gestalten Shakespeares ihre besondere Art von Realität, Dauer und Weite gibt? … Es geschehen vielleicht in der Dichterseele Ballungen stürmender Rotation, erzeugen im Verdichten Wärme, Licht und zuletzt das Leben. Dabei ist etwas wie Kampf zwischen Ormuzd und Ahriman.”Sein unablässliges Arbeiten, die regelmässigen Stunden des Diktats, die Produktivspaziergänge, die Visionen der einsamen Stunden sind von Behl, Kästner und Voigt wiederholt beschrieben worden. Hauptmann, der naive Künstler, konnte das schöpferische Geheimnis nicht benennen. Wenn er jedoch beim Diktat auf falsche Pfade geriet, spürte er es bald und brach ab. Selbst beim Vorlesen aus neuen, im Entstehen begriffenen Werken, konnte er plötzlich unmutig aufhören, weil er einen falschen Ton hörte. Andererseits war er der glücklichste Mensch, wenn ihm die Arbeit gelang, wenn beim Diktat wundervolle Verse hervorsprudelten oder die Wucht einer Szene ihn mitriss. Es dichtete in ihm, und er wurde zum Sprachrohr einer inneren Stimme. Seine naive Freude daran war rührend. Ein gequältes “Produzieren” im engsten Sinne des Begriffs war ihm fremd. Seine künstlerische Eigenart, das tief Persönliche und Wesentliche seiner dramatischen Arbeitsweise, ist unlösbar mit dem Werke selbst verbunden und nicht davon zu trennen. Die innere Einheit dieses immer noch nicht zu überschauenden Werkes zu erfassen, bleibt die Aufgabe der Zukunft.